Internet: Weblogs, YouTube und Cinephilie

Etwas über »Literal Videos«, insbesondere die Literal Version von »Penny Lane«

Von Michael Baute

Das Konzept von literal videos, die manchmal auch literal versions genannt werden, stammt von Dustin McLean, auf dessen Website mehr von ihm zu finden ist. Literal videos gründen auf der unwiderstehlich schönen Idee, die Welt im Singen zu fassen. Hier findet sich eine angeblich komplette Sammlung von im Netz vorhandenen literal videos.

Literal videos verwenden Music-Clips als Werkstücke. Dauer, Reihenfolge und Aufbau der Clips werden dabei genauso unverändert belassen wie die Musik; das, einzige, was literal videos an ihren Werkstücken verändern, sind die Texte der Lieder, die in den Clips mit Bildern versehen sind. Ausgetauscht wird also ausschließlich der Gesang der Lieder. Der neu hinzu gefügte Gesang besingt, was in den Bildern zu sehen ist. Sichtbares wird in Singbares übersetzt und zu einem filmvermittelnden Video-Clip verschweißt.

Penny Lane: Literal Video Version

Hier kann man die Literal Video Version des Beatles-Klassikers »Penny Lane« sehen, dessen Autor bei YouTube unter dem Pseudonym »dascottjr« einen sogenannten Kanal betreibt.

Die Aufgabe, in drei Minuten und drei Sekunden, der Dauer also von Originallied und -Clip, dem Lied einen neuen, auf den Clip bezogenen Text zu geben, wird von Penny Lane: Literal Video Version besonders eindrücklich und nahezu meisterhaft gelöst. Der Musik-Clip-Version des bekannten Lieds wird dabei mit einer treffsicher knappen Betrachtungsgenauigkeit begegnet. Der Musik-Clip der Beatles hatte zuvor die vorranginge Aufgabe, den Song zu transportieren. Er speichert aber aufgrund seines Alters und der unaufhörlichen Bekanntheit der Beatles einen großen popkulturellen Wert. Das neubearbeitete Video bedient sich stark dieser Werthaltigkeit, denn nur der hör- und (via Untertitel) lesbare Text ist neu.

Horse Montage

Die Überzeugungskraft dieses literal videos ist für viele der es bei YouTube kommentierenden Zuschauer besonders ergreifend in der Passage von Minute 01:11 bis 01:28. Diese 17 Sekunden lange Passage ist ein Übergang innerhalb des Liedes (Ende der ersten Strophen und Refrains, musikalisches Zischenspiel mit Bläsern) und der Handlung des Videos (Wechsel von Straßen- zu Naturszenen). Verwendet wird für die Motivierung dieses Ortswechsels das Verfahren der Montage-Sequenz, die das vorliegende Video mit dem sofort einleuchtendem Begriff horse montage euphorisch als sei es eine hymnische Chiffre besingt.

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Nachtrag

Penny Lane: Literal Video Version wurde am 29. Februar 2009 bei YouTube hochgeladen. Als dieser Text am 12. April 2009 geschrieben wurde, war es 172 Mal kommentiert, 349 Mal bewertet und 49.324 Mal betrachtet worden.

Der Uploader »dascottjr« hat inzwischen auf das große Interesse reagiert. Auf der Website von Dasjr Productions sind T-Shirts, Einkaufsbeutel, Mousepads und Schürzen mit den beliebtesten Motiven des Videos zu erwerben.

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