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Who's Laughing Now?
Zu Kevin Lee's Video Essay über Sam Raimi's »Evil Dead II«
Wie schön die Türen auffliegen, natürlich von Geisterhand, wenn Lee in der Eingangssequenz dieser Arbeit genau jene Passage von Evil Dead II paraphrasiert, mit der er dann wirklich in den Film einsteigt: eine rasante Kamerafahrt durch ein amerikanisches Einfamilienhaus nach draußen. Hier umgedreht: Unterlegt mit dem Grusel-Sound der Originalfahrt verlassen wir sonnige New Yorker Straßen, um im Zeitraffer über Treppenhaus, dunklen Korridor und mehrere Zimmer auf einen Fernseher zuzustürzen, in dem die Referenzszene läuft. So könnte es immer weiter gehen.
Im Fernsehzimmer liegt eine junge Frau auf dem Bett, billig auf tot geschminkt (Cinephilie meuchelt Libido?...). Zwei Blätter Papier liegen neben ihr. In der YouTube-Auflösung ist nicht zu entziffern, was auf ihnen geschrieben stehen könnte.
Straße - Haus - Zimmer - Fernseher - die Reise geht in ein Inneres. Der Umschnitt in den besprochenen Film liegt auf einer rabiat aufgetretenen Tür: statt des Bildschirms aus Glas splittert Holz. Wir dringen in den Film ein. Interpretation als gewalttätiger Akt.
Erst nach diesem Prolog ergreift Lee im Off das Wort. Sein sparsamer Kommentar konzentriert sich auf das Verhältnis zwischen Komik und Angstgefühl in EVIL DEAD II. Entsprechende Gegensatzpaare durchziehen Lees Diskurs: funny/scary, laughter/terror, Texas Chainsaw Massacre/Tex Avery, Daffy Duck/Jack Nicholson (in Shining).
Lee konzentriert sich auch auf die Hauptfigur. Er hat ausschließlich Ausschnitte gewählt, die den Darsteller Bruce Campbell allein zeigen. Ohne es explizit auszudrücken, formuliert Lee so mit, dass es im Horror-Genre auf unterschiedlichste Weisen um Kämpfe in Kopf und Seele geht, um Ich-Auseinandersetzungen, um Störungen empfindlicher innerer Gleichgewichte bis hin zum unkontrollierten Rausch des Irrationalen, zum bösen Trip.
Eine auffallende Besonderheit sind außerdem Lees Schrifteinschübe. Im Telegrammstil liefert er mit ihrer Hilfe Detailinformationen zu den Spezialeffekten. Wissen, wie‘s gemacht wird, kann den Schrecken vertreiben. Das Lieblingskind zahlreicher DVD-Bonus-Strecken wird so aber auch zu Recht zurechtgestutzt auf Fußnoten-Dimension.
In Evil dead II führt die Hauptfigur Ash einen Vernichtungskrieg gegen seine eigene Hand. Dieser Krieg ist auch dann noch nicht vorbei, als Ash sich mittels Kettensäge von der Hand trennt. Sie lebt ihr Eigenleben auch ohne Wirtskörper weiter, doch im Moment der Amputation kann sich Ash das Triumphgeheul nicht verkneifen: »Who is laughing now?« stößt er mehrmals hervor. Die Frage ist falsch gestellt, sie müsste lauten: Warum? Lee spielt das an, wenn er uns am abrupten Ende seines kurzen Essays an das Unbehagen erinnert, das unserem Lachen innewohnt.