Filmvermittelnde Experimentalfilme

Wenn von Filmvermittlung die Rede ist, wird das Kino meist umstandslos mit »Erzählkino« identifiziert. Dass es neben Spielfilmen eine große Vielfalt anderer Formen gibt – dokumentarische, experimentelle, ephemere – bleibt meist unberücksichtigt. Das ist in Deutschland so, aber auch in Frankreich mit seiner ausgeprägten filmvermittelnden Tradition hat die Prominenz der Konzepte von »Autor« und »mise-en-scène« zu einer ähnlichen Verengung des Blicks geführt.

Dabei zeichnet sich ein Teil der Experimentalfilmgeschichte gerade dadurch aus, dass hier unmittelbar mit dem filmischen Material gearbeitet wird. Es wird auf- und angegriffen, bearbeitet, durch Montagen mit dem oder gegen den Strich gebürstet, zu analytischen Motivketten verbunden... Auch installative Formate in Kunsträumen verdanken sich häufig diesem forschenden Blick auf das Kino. In vielen dieser Filme ist der Forschungsimpuls der Filmemacher und Künstler erkennbar, und wenn der Zuschauer diesen Impuls aufgreift, lernt er etwas über Filme und das Kino.

In den beiden Dossiers zu »Experimentalfilm und Kunsträumen« kommen Experimentalfilme in zwei Hinsichten vor – als analytische und analysierte Formen, als vermittelnde und vermittelte Filme. In diesem ersten Dossier soll, wie gerade angedeutet, eine bestimmte Tradition des experimentellen Kinos selbst als Beitrag zum Filmvermittelnden Film vorgestellt werden. In ausführlichen Gesprächen mit den österreichischen Filmemachern Peter Tscherkassky und Martin Arnold wird diese Tradition rekonstruiert. Auch unser Gespräch mit Gustav Deutsch (siehe das Dossier zu seinen Arbeiten) veröffentlichen wir in diesem Kontext erneut. Ergänzend dazu finden sich kurze und längere Texte zu 20 ausgewählten »filmvermittelnden Experimentalfilmen«.

Zur Frage, wie sich Experimentalfilme ihrerseits vermitteln lassen, folgt in Kürze ein weiteres Dossier. Dort werden wir einige »experimentalfilmvermittelnde Filme« und Sendungen vorstellen.