Filmvermittlung und Filmpädagogik
Transkript einer Passage aus Werner Dütschs »Filmtip« zu Fritz Langs »Scarlet Street«
1981 wurde Fritz Langs Film Scarlet Street in deutschen Kinos wiederaufgeführt. Der Westdeutsche Rundfunk produzierte aus diesem Anlass in der Reihe »Filmtip« einen Hinweis auf diesen Film. Der Autor war Werner Dütsch, der sich zuvor und danach mehrfach essayistisch und in filmvermittelnden Filmen mit Fritz Lang beschäftigte. (Hier finder sich ein pdf-Dokument mit der Auflistung aller Filmtips von 1978 bis 2007.)
In einer Passage dieses Filmtips montiert Dütsch mehrere Textstellen von Karl Marxs mit untertitelten Standbildern aus der damals in den Kinos gezeigten Kopie von Fritz Langs Film (und der Fotografie einer Text-Bild-Montage, in der »Marx« und »Freud« dem Abbild einer nackten Frau zugegeben werden). Bei den Marxzitaten handelt es sich um Passagen aus den 1844 entstandenen »Ökonomisch-philosophischen Manuskripten«; der Film selbst, dem die Zitate 1981 zum Verständis beigegeben werden, ist 100 Jahre nach Marxs Manuskripten, 1945 in den USA, enstanden.
Einen Ausschnitt aus dieser Passage aus Dütschs Filmtip dokumentieren wir hier mit den enstprechenden Screenshots. Der eingesprochene Text Dütschs ist kursiviert, die von Dütsch gesprochenen Marx-Zitate in normalen Anführungszeichen.
Lang mit Marx (und Freud)
So, wie alle menschlichen Beziehungen in der Geschichte vom Geld ausgehöhlt und zersetzt werden, so zerfressen nun die Untertitel, die unablässig vom Geld reden, die Bilder…
»Das Geld ist der Kuppler zwischen dem Bedürfnis und dem Gegenstand, zwischen dem Leben und dem Lebensmittel des Menschen. Was mir aber mein Leben vermittelt, das vermittelt mir auch das Dasein der andren Menschen für mich. Das ist für mich der andre Mensch.«
»[Das Geld] ist die sichtbare Gottheit, die Verwandlung aller menschlichen und natürlichen Eigenschaften in ihr Gegenteil, die allgemeine Verwechslung und Verkehrung der Dinge; es verbrüdert Unmöglichkeiten.«
»Setze den Menschen als Menschen und sein Verhältnis zur Welt als ein menschliches voraus, so kannst du Liebe nur gegen Liebe austauschen, Vertrauen nur gegen Vertrauen etc. Wenn du die Kunst genießen willst, mußt du ein künstlerisch gebildeter Mensch sein; wenn du Einfluß auf andre Menschen ausüben willst, mußt du ein wirklich anregend und fördernd auf andere Menschen wirkender Mensch sein. Jedes deiner Verhältnisse zum Menschen – und zu der Natur – muß eine bestimmte, dem Gegenstand deines Willens entsprechende Äußrung deines wirklichen individuellen Lebens sein. Wenn du liebst, ohne Gegenliebe hervorzurufen, d.h., wenn dein Lieben als Lieben nicht die Gegenliebe produziert, wenn du durch deine Lebensäußrung als liebender Mensch dich nicht zum geliebten Menschen machst, so ist deine Liebe ohnmächtig, ein Unglück.«