Filmgeschichte: Tag Gallagher

Dreaming of Jeannie
Tag Gallaghers Video-Essay zu John Ford's »Stagecoach«

Es geht sofort los. Sechs Mal der Moment, in dem John Wayne zum ersten Mal in Stagecoach zu sehen ist. Eine Ranfahrt auf Ringo Kid. John Fords Umgang mit Figuren und ihren dialektischen Verbindungen. Die Figuren sind grob gezeichnet, durch ihre gesellschaftlich funktionalen Stellungen konturiert. Daher erkennt man sie augenblicklich. Was in Stagecoach genutzt wird, um viele kurze erzählerische Skizzen zwischen den Figuren zu konstruieren. Daraus besteht der Film. Blicke, die gewechselt werden. Nebeneinanderstellung von Weltlichem und Transzendentalem. »Todays fashion is the instantmatic photo, capturing reality on the wing. Ford's style is more the 18th century portrait in oil. A cameo, or vignette, overloaded with detail. I call Ford's style cameo characterization.«

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»Because we know immediately so much about a character, Ford can rapidly establish a dozen characters and interweave a dozen stories without ever confusing us. Here are some cameos.«

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Die Geschichten der Figuren: ihre Selbst- und Wiederentdeckungen. Stagecoach erzählt moralische Reisen von Individuen. Ihre Stellung im Raum, in der Natur. In Dreaming of Jeannie wird das hergeleitet aus der Tradition des amerikanischen Protetantismus des 19. Jahrhunderts; »…Emerson, Hawthorne, Cooper, Twain, Whitman saw nature as the visible manifestation of invisible truth in which each individual has to find their own way.«

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Es gibt eine Spannung zwischen der Natur und der Zivilisation. Aber zu Dallas' Glück ist John Waynes Ringo Kid ein Gott. Er steht außerhalb der gesellschaftlichen Ordnungen. Sind diese Darstellungen realistisch? »Well, is this a realistic way of looking at the west?«

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»Space becomes subjective. Ideas become space. The space resonates the characters' emotions, amplifies them.« Komposition, Schnitt, Bewegung. Eine Szene zwischen Lucy und Hatfield: »Awesome moments of first contact«, plötzliche, unerwartete Intimität, Intensität: »It's all there magically in the space between them. As magically as it is for them themselves.« Geometrische Begrenzungen. Ein Schnitt, der den Raum zwischen ihnen aufhebt. Eine Kamerabewegung, die die Allianz der Figuren hervorhebt. Gallagher identifiziert in dieser Bewegung auf die Figuren, auf Lucy und Hatfield, die Erfassung zweier Figuren, die der Oberschicht der amerikanischischen Südstaaten aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg enstammen. Lucy und Hatfield. Als ehemalige Aristokraten sind sie hier im Westen Stagecoachs in einem Dschungel kultureller Diversität gefangen. Die Mexikaner, die Indianer, die Prostituierten, räuberische Banker, Angestellten, Ringo Kid.

Wie Ford Lucy und Hatfield und Dallas und Ringo und die anderen, den Dschungel kultureller Diversität, in dem Film darstellt und wie besonders seine Erzählhaltung sich filmisch artikuliert. Zurückweisung von Identifikation, Sichtbarmachung von Blicken, ohne sich deren Perspektive zueigen zu machen. Empathische Distanz.

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Blickwechsel und wie sie organisiert sind. »Ford does not want our unquestioning involvement, our passive submissions to his camera's manipulations. He wants an empathetic distance.«

Die Einstellung auf Dallas und Ringo kommt bevor man irgendeinen Grund hat, sie als Blick von Lucy zu erfahren.

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Das Gewicht, das wir in der Einstellung fühlen, ist dasjenige der Erniedrigung von Dallas, nicht dasjenige der Agression Lucys. Die Ranfahrt handelt von Dallas' Gefühlen, nicht von Lucys.

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Der Schnitt auf Lucys glühende Gefühle schockiert.

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Man versteht, dass diese Einstellung von Lucys point of view stammt, aber von Dallas' Gefühlen handelt.

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»Ford backs us off from subjectivity. From Lucy. He wants us to look. To study. To understand feelings.«

Gallaghers Film ist 2003 als Extra der Édition Montparnasse DVD von John Fords »La Chevauchée Fantastique« (Stagecoach) erschienen.

Filmografie