Experimentalfilmvermittelnde Filme
Martin Arnold: Deanimated (2002)
Aus dem Film The Invisible Ghost (USA 1941) von Joseph H. Lewis retouchiert Martin Arnold einige Schauspieler und verschließt anderen elektronisch die Münder; nicht alle, aber nach und nach immer mehr. Ein 60-minütiger Loop, der die Schauspiel- und Dialogfixiertheit des Kinos in ihrer Negation sichtbar macht.
»Das Kino war ja zu Beginn nicht notwendigerweise narrativ. Jeder kennt die Lumière-Filme, wo sie die Kamera auf der Straße aufstellen und die Leute vorbeigehen. Später kommt die Inszenierung hinzu, und mit der Inszenierung auch das Narrative. Über Porter, Griffith und so weiter, kommt es zum narrativen Film mit bestimmten Schnittmustern und Erzählweisen; Schuss-Gegenschuss, das menschliche Schicksal: Eigentlich ist die Person immer das Zentrum des Bilds. Zu 90 Prozent ist das so im Spielfilm. Ich habe mir also gedacht: Was passiert eigentlich mit dieser Ästhetik und mit diesen Schnittfolgen, wenn jetzt das Zentrum, das diese Einstellungen zusammenhält, nicht mehr da ist. Wie bricht das auseinander? Wenn die Kamera in Deanimated eine Naheinstellung macht von einer Person und die ist weg, dann ist da nur der unscharfe Hintergrund, und dann kommt der Schnitt auf den Gesprächspartner, und da ist wieder nur ein unscharfer Hintergrund. Eigentlich ergibt das nichts mehr, das System bricht zusammen. Man kann das in Vermittlungskontexten sicher auch so thematisieren: Narration, Schnitt im Film und so weiter.« (Martin Arnold im Gespräch)