Filmvermittlung und Cinéphilie: Jean Douchet
»Das unentbehrliche Bonusmaterial«
Auszug aus einer DVD-Kritik
Bleibt also das unentbehrliche Bonusmaterial. Bonusmaterial, das den Film mit seinen eigenen Bildern einer Kritik unterzieht. Das ist eine weitverbreitete Form der Kritik, aber leider nicht jedermanns Sache. Hier hat man den Beweis. Der bekannte Akademiker Jean-Louis Leutrat versucht sich an Fort Apache. Die Kompetenz und das Urteilsvermögen sind zweifellos da. Was fehlt ist das, was diese Form des Essays ausmacht – ein Film. Denn man muss daraus etwas Spektakuläres formen. Es geht nicht darum, den Diskurs in einer illustrativen Weise über den Film zu legen. Man muss im Film sein, sich mit seinen Bildern, seinen Bewegungen, seinem Rhythmus bewegen. Man muss sich auf den Regisseur einlassen und auf jeden Fall den Zuschauer in die Vorstellungswelt des Regisseurs führen. Der amerikanische Kritiker Tag Gallagher, von dem es Arbeiten zu The Informer, Stagecoach und She Wore a Yellow Ribbon gibt, beherrscht dies auf exzellente Weise. Die liebende Wissenschaft, mit der er diesen drei Filmen begegnet, verbreitet und berührt die Poesie.
(Jean Douchet: »Ford au Mont Parnasse« [Kritik zu DVD-Veröffentlichungen von Filmen John Fords bei Éditions Montparnasse]; in: Cahiers du cinéma, Januar 2005; zitiert nach: Jean Douchet: »La DVDéotheque de Jean Douchet«. Petite bibliothèque des Cahiers du cinéma. Paris 2006, S. 191-194; hier: S. 194 – Übersetzung: Michael Baute)