Filmvermittlung und frühes Kino

L'Arrivée (Peter Tscherkassky)

Peter Tscherkassky, `L'Arrivée`:film: (AT 1997/98)

Ein schwarz-weißes Filmbild. Sein Format weicht von der normalen »Academy Ratio« ab, dem Bildverhältnis von 1,37:1, das 1932 als allgemeiner Standard festgelegt wurde. Dies hier ist ein CinemaScope-Bild. Dieses Breitwandverfahren, bei dem der Ausschnitt aus der sichtbaren Welt in die Horizontale verbreitert ist, fand seit seiner Einführung in den 50er Jahren in der Filmindustrie, vereinzelt auch im Autorenkino Anwendung.

Irritierenderweise zeigt dieses Filmbild aber nichts, das in dieser Form im industriellen oder Autorenfilm zu erwarten wäre.

Am oberen Bildrand in der Mitte, an der hellsten Stelle des Zelluloid, leuchtet ein Frauengesicht, wie von einer Aureole umgeben. Es ist verdeckt, bedrängt, gerade so eben freigegeben von den Perforationen, die zwar jedem Filmstreifen, den wir im Kino sehen, als lenkende Bahn seine Richtung und Geschwindigkeit geben, aber im allgemeinen nicht ins Bild geraten. Wenn man vorher gesehen hat, dass ein Bahnhof und ein Zug in diesem Film eine Rolle spielen, kann man an zwei Gleise erinnert sein. Zugleich ist es, als öffnete (oder schlösse) sich ein Reisverschluss. In Die Lust am Text schreibt Roland Barthes einmal, dass die erotischste Stelle des Körpers die sei, wo die Kleidung auseinanderklafft.

Filmografie