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Über drei Video-Essays zu Clint Eastwood: »Clint Eastwood - A Critic's Roundtable«

Von Michael Baute

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Ende 2008, zum amerikanischen Kinostart zweier Filme von Clint Eastwood (Changeling und Gran Torino), lädt die New Yorker Film Society of Lincoln Center Kritiker ein, in einer roundtable discussion über die Filme zu sprechen. Einer der beteiligten Kritiker ist Kevin B. Lee, der die Audio-Aufnahmen der Gespräche später zu Bildern der besprochenen Filme montiert und in drei Teilen auf YouTube hochlädt (1, 2, 3).

Das Sprechen über aktuelle, neu erscheinende Filme ist müheloser, wenn diese Neuzugänge zu einem bereits bestehenden und anerkannten Werk sind. Es lässt sich dann andocken an bereits Gedachtes und Gemeintes und Aufgeschriebenes. Solch Andocken passiert auch innerhalb der roundtable discussion; vor allem das dritte der drei Videos versucht sich in einer Einordnung der Filme in die Gesamtwerkästhetik ihres Regisseurs. Eingegrenzt wird da mit Belegen aus mehreren Filmen des Regisseurs ein möglicher »Eastwood look«, den eine konstante Nutzung von negative space, also nicht ausgeleuchteten Teilen des Filmbildes, Dunkelheit, in der Figuren agieren, auszeichne.

Auch im zweiten Teil der kleinen Eastwood-Serie, zu dessen Gran Torino, wird diese Bezugnahme aufs Gesamtwerk vorgenommen. Sie ist in den Wortbeiträgen vor allem durch die aktuelle Rezeption des Films in Kritiken und Rezensionen motiviert. Einhellig werde dort beschrieben, dass Eastwood seiner Persona mit Gran Torino eine weitere Facette des alternden Heldens hinzufüge; angeführt werden auch Vergleiche mit John Wayne.

Bemerkenswert an diesem zweiten Teil –mehr noch als in den beiden anderen – ist aber vor allem, dass es dem Film gelingt, die sechs Kritikerstimmen und -betrachtungsweisen in einem Artefakt zu integrieren ohne sie zu harmonisieren. Jeder der Sprecher begegnet Eastwoods Film mit einem anderem Interesse, jede einzelne Stimme verfolgt eine andere Perspektive. Diese Perspektiven werden nicht zu einer abschließenden Bewertung zusammengefasst. Es ist nicht Interesse des Videos, ein Fazit über Gran Torino zu ziehen. Das Video zielt vielmehr darauf, die Kommentare und deren unterschiedliche Blickpunkte in der Linearität eines Filmablaufs dokumentarisch zu fassen und sie mit der je eigenen Evidenz der an sie gekoppelten Ausschnitte des Films zu versorgen.

Filmografie